
Bücherverbrennung 1933

Den Dichter, den heutzutage fast jedes Kind kennt, stellten die Geschwister Diener mit Erich Kästner mit seinem Gedicht "Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?" eindeutig als Gegner der Aufrüstung vor und mit "Verdun, viele Jahre später" als Mahner vor fatalem Heldentum. Henri Barbusse hatte den Ersten Weltkrieg als Freiwil-liger lange an vorderster Front erlebt, was er in seinem "Kriegstagebuch" beschrieb. Dieses Buch, das seine nunmehrige pazifistische Haltung er-klärte, hielten die Nazis als wehrzer-setzend und warfen es genauso ins Feuer wie Stefan Zweigs Novelle "Po-lyphem", beide in Ausschnitten gele-sen von Anton Bürzle und Peter Schie-le. Zu diesen wegen ihrer Kriegsgeg-nerschaft verfemten Schriftstellern zählte auch Heinrich Mann, dessen Roman "Der Untertan" das Mitläufer-tum der Obrigkeitshörigen, ohne Mut und Zivilcourage, in einem Lesebei-trag von Matthias Fritsche beschreibt. Jaroslav Hasek ist durch Filme und Theateraufführung vom "Braven Sol-dat Schwejk" nach dem Ersten Welt-krieg weltberühmt geworden. Haseks Desertation und das Überlaufen zu den Russen brachte ihm den Hass der Na-zis ein. Bert Brecht und Komponist Kurt Weill thematisierten in der "Dreigroschenoper" die Entlarvung einer korrupten Bourgeoisie. Mit dem Lied des rücksichtslosen Geschäfte-machers und Bettlerkönigs Peachum "Der Mensch lebt von dem Kopf" zeigten die "Nördlinger Musikanten" eine unbekannte Seite ihres Musik-spektrums, dazu mit Liedern aus den Konzentrationslagern, den "Ghetto-marsch", das "KZ-Lied" und das "Bu-chenwaldlied".
An den als "rasender Reporter" be-kannt gewordenen Erwin Kisch erin-nerte Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul in einer Lesung aus der Komödie "Schreib das auf, Kisch!" Isaak Babel erwarb sich wegen seines idealistischen Glaubens an den Kom-munismus die Ungnade der Nazis, Erich Maria Remarque wegen des an-geblichen Verrats an den Soldaten des Ersten Weltkriegs im Roman „Im Westen nichts Neues“ woraus Gisela Eisenschink vorlas. Anni Leberle las aus saak Babels I"Budjonnys Reiter-armee. Mit dem Roman "Berlin Ale-xanderplatz" wurde Alfred Döblin berühmt (Lesung von Stefan Rößle), war aber als Jude und Sozialist be-droht. Theodor Plivier fiel durch die Kritik an der kaiserlichen Kriegsmari-ne in Ungnade. Die Schilderung der Missstände war Hans Issler mit "Des Kaisers Kuli" zugedacht, während Saskia Diener aus "Mussolini ohne Maske", ein fiktives Interview mit der Frau Mussolinis las, womit Alfred Ku-rella vor der faschistischen Diktatur Mussolinis warnte. Mit der Lesung Gabi Burgers aus dem "kunstseidenen Mädchen" und dem jiddischen Lied "Auf em Wagen ligt dos Kelbl, ge-bundn mit am Strick" von den "Nörd-linger Musikanten" endete der von Werner Eisenschink organisierte Lese-abend. (emy)