Mikwe
Das hebräische Wort “Mikwe” kommt von “versammeln/ansammeln” und bezeichnet zu nächst allgemein eine Ansammlung von Wasser, im weiteren ein Sammelbecken für Wasser. Die Mikwe ist neben Synagoge und Friedhof der wichtigste Bestandteil jeder jüdischen Gemeinde.
Statt “Ritualbad” ist auch die Bezeichnung ,,Tauchbad”, schwäbisch früher “Dauche” oder ,,Tauche” genannt, das zur religiösen Reinigung von Unreinheit durch vollständiges Untertauchen des unverhüllten Körpers im Bad dient. Nach Berührungen mit Toten, mit Blut oder anderem, im religiösen “unreinen” Sinne, hat nach der körperlichen Reinigung eine rituelle, kultische Reinigung in einer Mikwe zu erfolgen. Nach der Menstruation und nach Geburten tauchen Frauen im Bad unter, bevor sie das Bett mit ihren Ehemännern teilen, weshalb eine Mikwe auch häufig ,,Frauenbad” genannt wird.
Gläubige Juden und Jüdinnen reinigen (“kaschern”) auch Geschirr vor der ersten Benutzung. Schließlich geht man auch vor Begräbnissen, vor Feiertagen und vor dem wöchentlichen Schabbes in die Tauche. Da sich so eine ganze Reihe von Gelegenheiten ergeben, in welcher Männer und Frauen eine Mikwe aufsuchen, ist es verständlich, dass sie zum festen Bestandteil des jüdischen Alltagslebens gehört und dass es auch in den kleinsten Gemeinden wenigstens eine allgemeine Mikwe, oft freilich zusätzlich mehrere private gibt. Sie ist genau genommen für das jüdische Leben wichtiger als eine Synagoge. Beten kann man überall, untertauchen nicht.
Die Anforderungen an die Beschaffenheit der Mikwe sind durch die Halacha, das jüdische Religionsgesetz, vorgegeben. Für das Bad braucht es “lebendiges”, heißt frisches Wasser, welches ungehindert zu- und abfließen kann, weshalb sich jüdische Tauchbäder in aller Regel unweit von Flüssen, Bächen oder Kanälen befinden. Die Halacha gibt vor, dass eine Mikwe zum Zeitpunkt der Benutzung mindestens 40 Sea Wasser beinhalten muss. Dies entspricht etwa 400 Litern. Die Mindesttiefe des Beckens beträgt drei Ellen, ungefähr 1,5 m.
Auch in Hainsfarth weiß man zumindest von zwei verschiedenen Tauchbädern. Das eine wurde 1829 gebaut und ist durch Baupläne und Straßenkarten leicht nachweisbar. Es befand sich unter der heutigen Adresse in der Kohlgasse 7- wurde aber in den 1960er Jahren ab gerissen. 2015 fand man hingegen ein weiteres, älteres Bad auf dem Vorplatz der 1860 erbauten Synagoge und dies gehörte wohl zum 1722 urkundlich erfassten Vorgängerbau.