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    Friedensgebet für Israel

    Der Freundeskreis Synagoge-Hainsfarth, die evangelische Kirchengemeinde St. Georg und die Stadt Nördlingen laden ein zum Friedensgebet in St. Georg am Freitag 20. Oktober 2023 17 Uhr. Musikalische Gestaltung durch Gospelchor, KMD Knauer und Vater und Tochter Deiss

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    Antisemitismus

    Die Ereignisse der letzten Tage veranlassen uns, Nachrichten, Stellungnahmen und Einschätzungen zu veröffentlichen und weiterzugeben.

    Ernst Grube war bereits Gast in der ehemaligen Synagoge in Hainsfahrt. Ein Beitrag aus der Jüdischen Allgemeine vom 6.9. 2023

    Nach neuerlichen Aussagen: Schoa-Überlebender fordert Söder zur Entlassung Aiwangers auf

    Ernst Grube, Holocaust-ZeitzeugeFoto: picture alliance/dpa
    »Ich nehme ihm diese Entschuldigung überhaupt nicht ab«, so der Zeitzeuge

     06.09.2023 11:21 Uhr

    Nach neuerlichen Aussagen von Hubert Aiwanger hat der 90-jährige Holocaust-Überlebende Ernst Grube, der auch Präsident der Lagergemeinschaft Dachau ist, den Rücktritt des bayerischen Wirtschaftsministers und Vize-Ministerpräsidenten gefordert. Hintergrund ist das neonazistische Flugblatt, das Aiwanger möglicherweise als Schüler schrieb, aber auch der Umgang des Politikers mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen.

    »Auf dem Flugblatt kommt eine Verhöhnung aller Schoa-Opfer – darunter natürlich Juden, aber auch Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten, andere humanistisch eingestellte Menschen, Kriegsgegner, Zeugen Jehovas, sowjetische Kriegsgefangene, Bürger anderer Länder und Kranke – zum Ausdruck, die zutiefst schockiert«, schreibt Grube in einem Gastkommentar der Jüdischen Allgemeinen (Ausgabe von Donnerstag).

    »Meine Verwandtschaft auf der Seite meiner Mutter wurde von den Nazis ermordet. Ich selbst habe das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt. Auch deshalb berührt mich die entstandene Debatte sehr.«

    JUGEND Der Fall Aiwanger habe erneut klargemacht, dass es heute darum gehe, »die Verbrechen und die Verantwortung der Nazis besonders der Jugend bewusst zu machen«.

    »In seiner letzte Woche abgegebenen Erklärung hat Hubert Aiwanger lediglich auf unübersehbare Beweise reagiert und sich für die Verletzung von Gefühlen entschuldigt«, schreibt Ernst Grube. »Ich nehme ihm diese Entschuldigung überhaupt nicht ab.«

    Es habe viel zu lange gedauert, bis es überhaupt dazu gekommen sei. »Tatsache ist: Aiwanger war vor 35 Jahren 16 oder 17, also in einem Alter, in dem man Dinge sehr bewusst macht. Das nazistische Flugblatt ist bewusst geschrieben worden.«

    Auch zeigte sich Grube enttäuscht darüber, dass der Vorsitzende der Freien Wähler aufgrund des Skandals nicht von Ministerpräsident Markus Söder entlassen wurde. »Denn Hubert Aiwanger ist nicht mehr glaubwürdig – und nach meiner Auffassung für das Amt des Stellvertretenden Ministerpräsidenten politisch und moralisch überhaupt nicht mehr geeignet.«

    AKT Grube erklärte, Söder habe offenbar die Sorge, dass die Freien Wähler durch das Verhalten von Aiwanger mehr Stimmen bekommen und dass sie sich diese nicht nur von ganz Rechts, sondern auch von der CSU holen könnten. »Das verstehe ich, habe jedoch etwas anderes erwartet – nämlich Hubert Aiwanger von seinen Aufgaben zu entbinden. Noch angemessener wäre ein Rücktritt Aiwangers. Dies wäre wenigstens ein Akt, den man ihm abnehmen könnte.«

    Geboren wurde Ernst Grube 1932 in München. Da seine Mutter Jüdin war, steckten ihn die Nazis zusammen mit seinen Geschwistern in ein jüdisches Kinderheim. Er musste den »Judenstern« tragen. Später wurden die Kinder mit ihrer Mutter ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.

    Nach dem Krieg wurde er als Kommunist mit dem »Radikalenerlass« belegt, zeitweise inhaftiert und vorübergehend als Berufsschullehrer entlassen. Heute ist er Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Mitglied des Kuratoriums der Evangelischen Versöhnungskirche und Teil des politischen Beirats des NS-Dokumentationszentrums. Auch ist Grube Träger des Georg-Elser-Preises und Ehrenbürger Münchens. im

    Wir empfehlen dazu das Interview mit Michael Friedmann:
    https://youtu.be/oWmBfv_Z2MA?si=sXJDdUKuw324l-8k

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    Tag der Europäischen jüdischen Kultur

    Veranstaltungsbericht von Friedrich Wörlen

    Am Sonntag, 3. September 2023, wurde der Europäische Tag der jüdischen Kultur im Ries an mehreren Stellen begangen. Der Freundeskreis der ehemaligen Synagoge Hainsfarth hatte Texte über jüdisches Leben im Ries, vorgetragen durch Werner Eisenschink und Joachim Gericke, angekündigt. Der Film „Ein Sommer in Hainsfarth“ sollte anschließend vorgeführt werden, was aber aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich war.

    Schon das grundlegende Motto „memory“ zeigte auf, dass die Veranstaltung einen nachdenklichen Charakter tragen würde. Dem entsprachen die einleitenden, geradezu andächtigen Musikstücke, arrangiert von Helmut Scheck, vorgetragen von den beiden Nördlinger Musikanten -Werner Eisenschink (Akkordeon) und Joachim Gericke (Zither).

    Vor vollbesetztem Haus wies die Vorsitzende Sigried Atzmon darauf hin, dass sich nicht weniger als 30 Länder an diesem Tag um ein europaweites Besinnen auf die gemeinsame jüdische Kultur bemühen. Hermann Waltz, zweiter Vorsitzender des Freundeskreises und Verfasser des Textes „Nie wieder Judenhass“, der im Eingangsbereich der Synagoge aushängt, zeigte sich entsetzt über die immer wieder auftauchenden Äußerungen von Judenfeindschaft, insbesondere forderte er vom Bayerischen Ministerpräsidenten „ein klares Stoppschild“ gegen jede Verharmlosung, gar Selbststilisierung des Stellvertreters zum Opfer. Er dankte der Ersten Vorsitzenden ausdrücklich für ihr Engagement, was von der Versammlung mit stehendem Applaus gebilligt wurde.

    Mit dem Satz des italienischen Zeitzeugen und Holocaust-Überlebenden Primo Levi „Es ist geschehen, also kann es wieder geschehen“ leitete Werner Eisenschink die Verlesung von Texten ein. Leitthema war die Entmenschlichung der Rieser Juden – vom Spott über Ausgrenzung und Entrechtung bis zur Vernichtung.

    Zitate aus Artikeln der damaligen Lokalpresse (Oettinger Anzeiger, Nördlinger Zeitung), aus dem „Stürmerkasten”, sowie aus Behörden und Parteiakten der 30er und 40er Jahre (mehr und mehr okkupierte die NSDAP die Staatsgewalt), aber auch aus Entnazifizierungsakten und Berichten von Zeitzeugen und Emigranten, zeigten durch verschwurbelte und heuchlerische Sprache ein erschütterndes Bild von dem Geschehen, das Ludwig Spaenle, der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung einmaligen Zivilisationsbruch genannt hatte. Ein grenzenloser Zynismus verlangte von den Juden nach Abschnürung vom gesellschaftlichen und geschäftlichen Leben erst die Offenlegung, dann die Ablieferung allen Vermögens, ja der einfachsten Habe, dann die Räumung der eigenen Wohnung binnen kürzester Frist und den Kauf von Bahnfahrkarten nach Neuaubing, dem Ausgangspunkt der Deportationszüge nach Piaski in Polen, zur Ermordung.

    Zu seinem erkennbaren Bedauern musste Werner Eisenschink, der seit langem über die Geschichte der NS-Zeit im Ries forscht und vor Jahren bereits unter dem Titel „Die Provinz wird braun“ ausführlich darüber berichtet hat, den Namen des Nördlinger Oberbürgermeisters Dr. Wilhelm Hausmann nennen, aus dessen Verfügungen und Meldung sich ergibt, dass er sich durchaus nicht nur als politisch indifferenter Verwaltungschef betätigte, sondern als williger Vollstrecker der menschenverachtenden Vorgaben von NSDAP (der er angehörte), SA, Gestapo und SD.

    Die bäuerliche Bevölkerung leistete anfangs, zum Teil unterstützt von den örtlichen Bürgermeistern, stillschweigenden Widerstand gegen die angeordneten Boykottmaßnahmen und Ausgrenzungen. „Das Ries ist stark verjudet“ beklagte sich der Gauleiter. Letztlich behielten der Parteiapparat und das bereitwillige Mitmachen der Bevölkerung die Oberhand, gab es doch auch Gelegenheit, „Schnäppchen“ zu machen – auf Kosten der entrechteten Mitbürgerinnen und Mitbürger.

    Es war, wie Werner Eisenschink zum Abschluss der Lesung feststellte, eine „schwierige Sitzung“, die er und sein Kollege Gericke den Anwesenden zumutete. Er zitierte auch den Ruf der jüdischen Deportationsopfer beim Todesmarch zum Oettinger Bahnhof: Vergesst uns nicht!“. Nach der Lesung boten die beiden Historiker und Musiker „Donna, donna, donna“ ein ursprünglich in jidddischer Sprache geschriebenes Lied vom Kälbchen, das zur Schlachtbank geführt wird, und zum Abschluss der Veranstaltung, quasi als Aufmunterung zum weiteren Engagement und zur Solidarität „Die Gedanken sind frei“ (jeweils ohne Text).

    Zu wünschen bleibt, dass die Forschungsergebnisse, die von Eisenschick und Gericke vorgetragen wurden, einem noch breiteren Publikum bekannt gemacht werden, sei es „print“ oder „online“.

    Werner Eisenschink und Joachim Gericke
    v.l.n.r Hermann Waltz, Albert Riedelsheimer, Sigried Atzmon, Werner Eisenschink, Joachim Gericke
    Fotos: Waltz, Kucher
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    Tag der europäischen jüdischen Kultur in Hainsfarth

    Am 3. September ist der europäische Tag der jüdischen Kultur. Der Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth lädt herzlich um 16 Uhr in die ehemalige Synagoge ein. Werner Eisenschink und Joachim Gericke tragen einen Text über das jüdische Leben im Ries vor. Es handelt sich dabei um einen Dialog zwischen Rieser Bürgern, die sich über das einstige bunte jüdische Leben im 19. Jahrhundert im Ries unterhalten. Das Ganze wird musikalisch untermalt.

    Programmänderung: Wir bitten um Entschuldigung, dass der vorgesehene Film “Ein Sommer in Hainsfarth” aus Gründen des Urheberrechts am 3. September nicht gezeigt werden kann. Er wird zu einem späteren Zeitpunkt gezeigt.

    Der europäische Tag der jüdischen Kultur ist ein Aktionstag, der seit 1999 jährlich am ersten Sonntag im September begangen wird. Er wird in fast 30 europäischen Ländern von jüdischen und nichtjüdischen Organisationen gemeinsam veranstaltet und soll dazu dienen, das europäische Judentum, seine Geschichte, Traditionen und Bräuche in Vergangenheit und Gegenwart besser kennenzulernen. In diesem Jahr lautet das Thema dieses Tages „Memory“ (Erinnerung).

    Eintritt frei !

    Weitere Informationen zu Veranstaltungen an anderen Orten zum Thema: Programmflyer

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    Tal Bassali – Mikwe in Venedig

    Wie angekündigt, fand im Rahmen des Begleitprogramms zur Mikwenausstellung, die noch bis 27.August jeweils an den Wochenenden besichtigt werden kann, ein Gesprächsabend mit einer „Mikwe-Lady“ statt. nämlich mit Tal Bassali. Sie präsentierte sich als charmante junge Frau, Italienerin mit britischem Hintergrund, Mutter von drei Kindern mit Wurzeln auch in Deutschland, genauer, in Oberfranken, in der Nähe von Bamberg. Unter anderem hat sie sich zur Aufgabe gemacht, die Personen zu betreuen, die in Venedig in „ihrer“ Mikwe die Reinigungsrituale der jüdischen Religionsgesetzen praktizieren. Das ist freilich, wie Tal Bassali mitteilt, nicht der einzige Grund, warum jüdische Frauen die Mikwe aufsuchen. Viele genießen den Abstand von Familien- und Alltagssorgen und den geschützten Bereich „women only“. Einmal im Monat sich zu entspannen und sich auf den eigenen Körper zu konzentrieren sei gut für die weibliche Seele, so Tal Bassali. Männliche Glaubensgenossen sind von der Mikwe nicht ausgeschlossen, die Nutzungszeiten sind aber nach Geschlechtern geordnet, wo es keine räumliche Trennung gibt. Männer nehmen die Mikwe aber hauptsächlich an wichtigen Festtagen in Anspruch; ihnen fehlt die natürliche Rhythmisierung des Lebens, der dem weiblichen Geschlecht eigen ist. Tals Mikwe gehört der Einheitsgemeinde, die im historischen Judenviertel von Venedig, dem sogenannten Ghetto ihren Sitz hat. Häufig sind bei Tal Bassali Touristinnen jüdischen Glaubens z. B. aus USA, zu Gast, die „unterwegs“ nicht auf ihren gewohnten Rhythmus verzichten wollen. Venedig hat ja einen Ruf als Reiseziel für Hochzeitsreisen, und so ist es kein Wunder dass Tal Bassali wie sie in rauschendem Redeschwall (Hermann Waltz war in seiner Dolmetscherrolle nicht immer zu beneiden) mitteilt, „plenty of honeymooners“ zu betreuen hat.
    Von dem, was sie über die Aktivitäten des Freundeskreises der Hainsfarther erfahren hat, und von der hervorragenden und respektvollen Restaurierung der Synagoge zeigte sich die englisch-italienische Venezianerin begeistert. Einen Teil ihrer persönlichen Mission sieht sie darin, die jüdische Identität unter den Bedingungen der Diaspora im Bewusstsein der Jüdinnen und Juden wach zu halten. Die jüdischen Traditionen haben Anteil daran, was Europa heute ausmacht, von den jüdischen Sklaven, die am Kolosseum eingesetzt wurden bis zu prägenden Intellektuellen, Staatsmännern und Geschäftsleuten. Deshalb hat sie die Zehud Jewish Online School gegründet, mit deren Hilfe Schüler jeden Alters in ganz Europa Hebräisch lernen können.
    Das Publikum bei Tals Gesprächsabend war nicht sehr zahlreich, aber jede/r, der/die dabei war, hat von dem Abend profitiert. Bericht, Foto: Friedrich Wörlen

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    Donnerstag 13. Juli 19.30

    Die Betreuerin der Mikwe in Venedig – Tal Bassali_ kommt am 13. Juli ab 19.30  in die ehemalige Synagoge in Hainsfarth.

    Tal Bassali ist die Ansprechperson für alle Fragen rund um die Mikwe in Venedig und zugleich die Mikwenfrau, die Mikwenbesucher beim Besuch des Ritualbades unterstützt und begleitet.

    Sie ist die Enkelin der aus Sassanfahrt (Hirscheid) im Rahmen eines Kindertransports geflohenen Jenni Morel. Sie hat 12 Jahre in Israel gelebt und nun 18 Jahre in Venedig. Sie hat die Zehoud Jewish Online School gegründet, in der online in Europa jüdische Kinder hebräisch mit einer speziellen Methode lernen.

    In Venedig betreut sie die Mikwe im jüdischen Viertel (Ghetto) und kommt dadurch in Kontakt mit vielen Menschen, vor allem Frauen aus verschiedenen Ländern, die die Mikwe aufsuchen. Bei Ihrem Vortrag in der ehemaligen Synagoge in Hainsfarth berichtet sie über die jüdische Gemeinde von Venedig, die Schule und vor allem ihre Arbeit als Mikwenfrau in der Jüdischen Gemeinde von Venedig. Ein spannender Aspekt Ihres Vortrags liegt in der Integration eines feministischen Ansatzes in einer traditionell geführten jüdischen Gemeinde. Der in Englisch gehaltene Vortrag wird übersetzt.

    Der Kontakt zum Freundeskreis kam über die fotografische Arbeit von Hermann Waltz über Mikwen zustande.